Das kurze Leben von Adolf H. aus Freudental

Mit der Aktion #WissenWasWar erinnern zum 27. Januar 2024 alle deutschen Gedenkstätten an Einzelschicksale von Ermordeten und Überlebenden.

Adolf Herrmann war ein Junge aus der Strombergstraße; er wohnte mit seiner Familie direkt neben der Synagoge. Schon mit 12 Jahren konnte die Schule in Freudental nicht mehr besuchen, da der Dorflehrer gegen die Juden hetzte. Als 15jähriger verließ er gezwungenermaßen seine Heimat in Richtung Nordamerika, wo sein älterer Bruder Julius bereits lebte. In Belgien holte ihn der Krieg ein, sodass er am Abreisetag seines Schiffes nicht an Bord ging.

Das Schiff nach Amerika fährt ohne Adolf ab…

Während seiner Aufenthalte in verschiedenen Sammellagern in Belgien und Frankreich wartete er immer wieder auf neue Dokumente, die ihm die Weiterreise doch noch ermöglichen sollten. In den Jahren 1939 und 1940 war er in Brüssel, Merksplas nahe der niederländischen Grenze, Elne-Saint Cyprien bei Narbonne, Gurs in den Pyrenäen, Les Milles bei Nizza, Aubagne bei Marseille und am Schluss im Durchgangslager Drancy bei Paris.

Beim Warten in ungewisser Situation spielt die Zeit verrückt…

Adolf Herrmann wurde 1942 im Alter von 19 Jahren im Konzentrationslager Auschwitz ermordet. Seine Lebensgeschichte ist im Buch von Steffen Pross festgehalten.

Text und Bildauswahl: Bianca Schmid, FSJ’lerin. Das Foto von Adolf Herrmann stammt von seinem Cousin Erich Sonnemann aus dem Jahr 1938; die verwendeten Linoldrucke entstanden in dem Kooperationsprojekt GRAPHIC NOVEL ADOLF mit den 10. Klassen des Helene-Lange-Gymnasiums Markgröningen im Herbst 2022.