9. FSJ Kultur 2023/24

Im Jahresprojekt Faden-GE-spinne geht es darum, die Besucher (w/m/d) mit den Personen zu verbinden, die auf dem jüdischen Friedhof in Freudental begraben sind.

Eigenständiges Jahresprojekt unserer FSJ’lerin Bianca Schmid

ENGLISH SUMMARY: In her project called „Faden-GE-Spinne“ our volunteer Bianca Schmid aims to connect visitors with individuals buried in the Jewish cemetery in Freudental. Therefore, she utilizes abstract art to illustrate family trees and explores connections to Jewish religion. Through colored ribbons, graves across generations are linked, providing a unique perspective on familial bonds. The project was successfully implemented with a group of our partner Ottmar-Mergenthaler-Realschule, fostering understanding of historical connections and receiving positive feedback.

Mit Faden-GE-spinne verdeutlichen wir Familienstammbäume durch abstrakte Kunst und setzen währenddessen intensive Kontaktpunkte zur jüdischen Religion (z.B. Ausrichtung der Gräber nach Jerusalem, jüdische Riten und Gebete, hebräische Schrift…). Die Idee zum Projekt kam Bianca, weil bei den bisherigen (klassischen) Führungen auf dem jüdischen Friedhof nur jeweils zwei bis drei der 436 Gräber vorgestellt wurden.

Kleingruppenarbeit in der ehemaligen Synagoge, Bianca hört konzentriert zu.

Da auf dem Freudentaler jüdischen Friedhof die Personen nach Geschlechtern getrennt und sortiert nach Sterbedatum begraben wurden, liegen Ehepaare und Familien nicht nebeneinander. Um die Familienzugehörigkeit aufzuzeigen und familiäre Bindungen sichtbarer zu machen, haben wir mit farbigem Flatterband über die Generationen hinweg Grabsteine miteinander verbunden. Bisher gab es noch kein vergleichbares Projekt auf dem Freudentaler jüdischen Friedhof.

Vorbereitung für die Faden-GE-spinne in der ehemaligen Synagoge

Die inhaltliche und künstlerische Umsetzung haben wir zum ersten Mal mit der 10b unserer Partnerschule Ottmar-Mergenthaler-Realschule aus Vaihingen-Kleinglattbach am 23. Februar 2024 realisiert. Dabei waren 22 Schüler (w/m/d) beteiligt, die zwischen 15 und 16 Jahre alt sind. Mit Infokarten über die einzelnen jüdischen Personen und deren Geschichten haben sich die Jugendlichen in der ehemaligen Synagoge auf den Friedhofsbesuch vorbereitet und sollten dabei verstehen, wie der Synagogendiener Sigmund Lasar mit dem ersten jüdischen Freudentaler Landwirt Moritz Hermann verwandt ist. Dies ist nur möglich, weil die Gräber auf dem jüdischen Friedhof für die Ewigkeit sind und man somit mehrere Generationen zurückgehen kann – wenn der Friedhof nicht geschändet wird…

Suche nach dem richtigen Grabstein

Das Faden-GE-spinne kann von vielen weiteren Besuchergruppen wieder so erarbeitet und gestaltet werden. Wir planen, das Projekt durch andere Familien oder andere Kriterien (Schändung, Lebensalter, Material der Grabsteine) noch zu erweitern. So könnten zum Beispiel die Grabsteine verbunden werden, die bei der Schändung des jüdischen Friedhofs in Freudental 2007 beschmiert, umgeworfen oder zerstört wurden.

Goldene Fäden zeigen die Verbindungen zwischen verheirateten Paaren an.

Wir freuen uns über diesen neuen und künstlerischen Zugang zu einem schwierigen Thema, der bei den beteiligten Jugendlichen wirklich gut ankam!

Zwei der Jugendlichen am Grab von Rösle Stern: Sie ziehen Verbindungslinien zwischen Generationen!
Und am Ende wurde alles wieder sauber aufgerollt…