Als FSJ’lerin in Prag und Theresienstadt

Zusammen mit Neunt- und Zehntklässlern unserer zukünftigen Partnerschule, der beruflichen Max-Eyth-Schule Stuttgart, konnte ich in den vergangenen vier Tagen Prag und Theresienstadt von einer ganz anderen Seite erleben.

Bei dieser Reise hatte die große Gruppe unter der Leitung von Geschichts- und Religionslehrer Constantin Weyrich die Gelegenheit, mit anderen jungen Menschen aus Deutschland, der Slowakei und Tschechien zusammen zu kommen. Die jungen Leute stellten sich gegenseitig ihre Kunstprojekte zum Thema Theresienstadt vor, die sie mit ihren Lehrerinnen und Lehrern bereits im Unterricht erstellt hatten. Die Aufgabe war, kreativ mit dem Thema umzugehen und seine eigenen Gedanken und Gefühle in das Projekt mit einfließen zu lassen. Hierbei kamen ganz unterschiedliche Endprodukte zustande, z.B. Collagen, gezeichnete Bilder, Kurzfilme oder PowerPoint-Präsentationen.

Neben dem Besuch der Pinkas Synagoge und dem jüdischen Friedhof in Prag war auch der Aufenthalt in der kleinen und großen Festung in Theresienstadt sehr eindrücklich. Es ist fast unvorstellbar, unter welchen Verhältnissen die Gefangenen der kleinen Festung leben mussten, wie viel Leid diesen Menschen widerfahren ist.

Umso beeindruckender, dass die im Ghetto eingesperrten Jüdinnen und Juden trotz der permanenten Misshandlung und Entmenschlichung noch immer die Kraft hatten, zu zeichnen, zu malen, Musik zu komponieren, im Geheimen Gottesdienste abzuhalten und vor allem auch den Kindern des Lagers eine erfüllte Kindheit im Rahmen ihrer Möglichkeiten zu bieten.

Der Besuch in verschiedenen Museen in Theresienstadt hat einen tieferen Einblick in die Lebenswelt der Gefangenen gegeben. Hier fand ich vor allem die Kinderzeichnungen aus dem KZ (wie im Foto zu sehen) sehr einprägsam. Diese kindliche Sicht auf die Schrecken des Nationalsozialismus wirken fast unwirklich in ihrer simplen Darstellung von Tod und Verderben. Trotzdem kann man die Opfer der Holocaust niemals nur als einfache Zahlen erfassen, sondern muss sehen, wie sich Menschen auch in schlimmsten Bedingungen nicht so einfach haben unterkriegen lassen.  

Wenn es darum geht, die Fehler der Vergangenheit nicht zu wiederholen, nämlich mit blinden Hass gegen andere Menschen und Bevölkerungsgruppen zu hetzen, sollte jeder und jede bei sich selbst anfangen und den Frieden bewahren.

Ella Eichert, Freiwillige im FSJ Kultur