WIKIPEDIANER IM PKC

ENGLSH SUMMARY: In a pedagogical highschool seminary, students created Wikipedia entries on „Jewish Life/Freudental“ with the help of experienced Wikipedians and a historian. They learned about the contributions of Wikipedians, faced challenges in topic relevance and adhering to Wikipedia criteria, and collaborated with the historian Dr. Joachim Hahn. The future teachers appreciated the opportunity to immerse themselves in Wikipedia’s technical aspects and to create their own entries.

Denken Sie beim Begriff Wikipedianer ebenfalls an eine Gruppe vollbärtiger Männer, bewaffnet mit Axt und Schwert? Obwohl die Assoziation auf den ersten Blick abwegig erscheint, haben Wikipedianer und Wikinger tatsächlich etwas gemeinsam: ihre Entdeckungslust und ihren Wissensdurst. Während Wikinger einst auf ihren Wikingerfahrten das Unbekannte erforschten, nutzen Wikipedianer ihr Wissen und ihren Stift, um auf Wikipedia ihre Kenntnisse zu teilen und ihr Wissen zu erweitern. Die Waffen mögen sich unterscheiden, aber die Motivation ist dieselbe: der Drang die Welt zu erkunden und das Wissen zu erweitern.

Die Studierenden betraten die „Schul“ heute mit einer anderen Erwartungshaltung als gestern. Sie wussten, dass es wieder Zeit war, ihre Jongliertechniken zu verbessern und suchten förmlich nach dem Koffer mit den Bällen. Das heutige Programm konnte starten.

In der zweiten Hälfte des Kompaktseminars wurde es praktischer. Ein Ziel des Seminars war es, in Kleingruppen einen Wikipedia-Eintrag zum Themenfeld „Jüdisches Leben/Freudental“ zu erstellen. Hierfür erhielten die Studierenden Unterstützung von drei erfahrenen Wikipedianern. Wikipedianer sind Personen, die aktiv an der Gestaltung und dem Ausbau von Wikipedia mitwirken. Nun, da Sie wissen, dass sich Wikipedianer von den Wikingern unterscheiden, stellt sich die Frage: Was genau machen diese engagierten Menschen hinter ihren Bildschirmen und wie tragen sie zum Erfolg von Wikipedia bei? Wikipedianer tragen zum Erfolg von Wikipedia bei, indem sie Artikel erstellen, bearbeiten und aktualisieren. Sie überprüfen und verbessern vorhandene Informationen, korrigieren Fehler und fügen neue Quellen hinzu, um die Qualität und Richtigkeit der Informationen sicherzustellen. Die Arbeit dieser Menschen erfolgt ehrenamtlich und basiert auf dem Prinzip, dass jeder Mensch freien Zugang zu Wissen und Informationen haben sollte.

Die Experten hatten nicht nur Erfahrung in der Erstellung von Einträgen, sondern kannten auch die Anforderungen und Kriterien von Wikipedia. Die Gruppe wurde vor eine erste Herausforderung gestellt. Sie sollten die am Vortag gesammelten Vorschläge und Ideen sortieren und strukturieren. Die Vielfalt der Themenbereiche und die Frage nach der Relevanz bestimmter Themen führte zu einer Diskussion im Plenum. Ein erfahrener Wikipedianer wies darauf hin, dass auf der Wikipedia nur für die Allgemeinheit relevante Inhalte Platz haben und es klare Regeln gibt, welche eingehalten werden müssen. Abgesehen von der Relevanz gehört beispielsweise auch die Verifizierbarkeit von Inhalten zu den Richtlinien.

Als angehende Wikipedia-Autoren (w/m/d) war es für die Studierenden wichtig, diese Regeln zu verstehen und anzuwenden. Die Gruppe wollte natürlich sicherstellen, dass ihre Einträge nicht umsonst geschrieben werden. Wenn ein Artikel die Kriterien nicht erfüllt, ist es möglich, dass dieser Beitrag in das World Wide Web gesendet wird und eine Stunde später nicht mehr existiert. Gemäß den Kriterien der Wikipedia wird beispielsweise eine Ausstellung, welche ausschließlich in der Gemeinde Freudental präsentiert wird, als für die Allgemeinheit nicht relevant eingestuft. Infolgedessen standen die Studierenden vor der großen Herausforderung, die selbst gewählten Themen in das umfassende System von Wikipedia zu integrieren und sich zu fragen, warum ihr Thema veröffentlicht werden sollte.

Ein zusätzliches Anliegen unseres Dozenten bestand darin, sich möglichst auf positive Aspekte und Handlungen zu konzentrieren. Er vertritt den Standpunkt, dass die spezielle Betonung und Behandlung von Negativem dem Thema eine Wichtigkeit zuschreibt, welche es nicht verdient. Seine Argumentation basierte darauf, dass die positiven Aspekte in Vergessenheit geraten, sobald negative Aspekte thematisiert werden. Die Studierenden waren in dieser Hinsicht einstimmig seiner Meinung. Sie erkannten, dass eine Fokussierung auf negative Aspekte, wie beispielsweise die Schändung der ehemaligen Synagoge in Freudental, dazu führen könnte, dass dieses Ereignis dauerhaft im Gedächtnis der Leser bleibt. Dadurch könnten positive Aspekte, wie beispielweise die wertvolle Bildungsarbeit, die in der ehemaligen Synagoge heute geleistet wird, in den Hintergrund gedrängt werden. Die Frage, die sich daraus ergibt ist, ob es gerechtfertigt ist, negative Ereignisse aus persönlicher Betroffenheit dauerhaft auf Wikipedia zu belassen und somit in den Köpfen der Leser (w/m/d) zu verankern. Die zwei vorgebrachten Einwände waren von erheblicher Bedeutung für die grobe Themenwahl im Zusammenhang mit der Erstellung eines Wikipedia-Artikels.

Doch die Geschichtsstudierenden konnten nicht nur von der Unterstützung der Wikipedianer profitieren. Ein Highlight für sie war zweifelsohne die Möglichkeit, mit einem erfahrenen Historiker zusammenzuarbeiten, der sie mit seinen umfassenden Kenntnissen tatkräftig unterstützte. Dr. Joachim Hahn erzählte den Studierenden von seinem Werdegang als Historiker, der sich insbesondere mit der Erforschung der jüdischen Geschichte und Kultur in Deutschland beschäftigt. Hahn hat zahlreiche Publikationen zu verschiedenen Aspekten der jüdischen Geschichte und Kultur veröffentlicht und ist wirklich ein Experte auf diesem Gebiet. Besonders bekannt ist er für seine Arbeit zur Erforschung der jüdischen Geschichte und für seine Mitwirkung bei der Gründung der Arbeitsgemeinschaft „Alemannia Judaica“, die im Jahr 1982 gegründet wurde. Sie besteht aus einer Gruppe von Historikern, Archivaren, Studierenden und anderen Interessierten, die sich zusammenschlossen, um die Geschichte und Kultur der jüdischen Gemeinde in der Region Alemannia, die sich über Teile von Deutschland, Frankreich und der Schweiz erstreckt, zu erforschen und zu bewahren. Heute ist sie ein wichtiger Ansprechpartner für Forscher und Interessierte auf diesem Gebiet. Beeindruckend fanden die Studierenden die Tatsache, dass die Arbeitsgemeinschaft nicht nur die Vergangenheit bewahrt, sondern auch aktiv dazu beiträgt, die jüdische Kultur in der Region zu fördern und zu stärken.

Nachdem die grundlegenden Regeln und Richtlinien für die Erstellung eines Eintrags bei Wikipedia verstanden waren, tauchte die Gruppe ein in die komplexe Technikwelt der Plattform. Die Studierenden lernten, wie sie Artikel erstellen, bearbeiten und formatieren können und welche Werkzeuge und Funktionen ihnen dafür zur Verfügung stehen. Mit diesem Wissen und den wertvollen Inputs der letzten beiden Tage begann schließlich die spannende Arbeitsphase der Erstellung eigener Wikipedia-Einträge.

Lorena Picone, Studentin an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg
Gruppenbild: PKC

Die weiteren Artikel über das Kompaktseminar finden Sie unter „Projekte für junge Leute“.