Nationale Strategie gegen Antisemitismus und für jüdisches Leben
Im November 2022 wurde die Nationale Strategie gegen Antisemitismus und für jüdisches Leben (NASAS) vorgestellt. Das von Dr. Felix Klein, dem Beauftragten der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus herausgegebene Strategiepapier soll dazu beitragen, jüdische Gegenwart und Geschichte in ihrer Vielfalt und Vielschichtigkeit zu zeigen und zu vermitteln. Die NASAS versteht Antisemitismus als Problem der gesamten Gesellschaft und soll uns dazu befähigen, ihn auf allen politischen und gesellschaftlichen Ebenen zu verhindern und zu bekämpfen. Außerdem sollen Jüdinnen und Juden sicher sein, dass sie einen Rückhalt in der Bundesregierung und in der Bevölkerung haben. Diesem Ziel fühlt sich das PKC verpflichtet!
Im Handlungsfeld 2 der NASAS wird Bildung als Antisemitismusprävention betont. Dazu gehört Aufklärung über die Vielfältigkeit jüdischer Gegenwart, die selbstverständlich in Deutschland gelebt werden kann. Erklärtes Ziel ist es, ein breit gefächertes Wissen über das Judentum und seine Geschichte sowie über den Antisemitismus zu vermitteln, denn Jüdinnen und Juden wurden und werden immer wieder zu Opfern gemacht. Um Ausgrenzungen zu vermeiden, müssen sie immer wieder angesprochen und dekonstruiert werden. Mögliche Bildungsthemen, die in diesem Zusammenhang in den Blick genommen und für verschiedene Zielgruppen (im PKC sind das ALLE Alters- und Wissensstufen!) aufbereitet werden können, sind:
∙ die Geschichte des Judentums in Deutschland, ∙ die Zeit und das gesellschaftliche Erbe des Nationalsozialismus, ∙ aktuelle Formen von Antisemitismus sowie ∙ diversifizierte Bilder des Jüdischen. Zu allen diesen Themenbereichen haben wir im PKC Angebote – sprechen Sie uns gerne an!
Auch dem Handlungsfeld 3 der NASAS, bei dem es um Erinnerungskultur, Geschichtsbewusstsein und Gedenken geht, fühlt sich das PKC verpflichtet, denn unsere gemeinsame Zukunft braucht gemeinsames Erinnern. Wir stellen zunehmend Wissenslücken über die Shoa fest, auch bei jungen Menschen. Sie sollen – zum Beispiel durch einen Besuch in Freudental – ein von Werten getragenes Geschichtsbewusstsein entwickeln. Das ist für unsere heutige deutsche Einwanderungsgesellschaft besonders wichtig: „Erinnerung braucht freie Meinungsbildung und einen kritischen Dialog ebenso wie Vielstimmigkeit, Multiperspektivität und Mehrdimensionalität, um die pluralistischen Grundwerte unserer Demokratie umzusetzen.“ (NASAS S. 33)
MEMO-Jugendstudie In diesem Zusammenhang verweisen wir auch auf die Ergebnisse einer neuen Studie im Rahmen des „MEMO“-Projekts des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung der Universität Bielefeld, gefördert durch die Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft. „Die MEMO-Jugendstudie soll Aufschluss geben über die Anliegen und Bedarfe 16- bis 25-Jähriger im Kontext der gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit der Geschichte des Nationalsozialismus und eine Orientierung bieten für die Ausgestaltung gegenwärtiger und zukünftiger historisch-politischer Bildungsangebote.“ (MEMO-Jugendstudie, S. 59)
Es fällt auf, dass junge Leute grundsätzlich sehr interessiert sind an der NS-Geschichte und dass sie sich für die Auseinandersetzung damit außer dem Schulunterricht auch Anlaufstellen wie Gedenkstätten wünschen. Sie denken, dass sie Neues lernen, wenn sie historische Orte besuchen und dass in den Bildungsangeboten Bezüge zwischen Vergangenheit und Gegenwart hergestellt werden. Drei Viertel der Befragten wollen historische Vorgänge verstehen und mehr Faktenwissen erwerben, dabei ist für die Hälfte der Besuch an realen historischen Orten wie Gedenkstätten und das Herstellen von Gegenwartsbezügen am wichtigsten. Zwei Drittel der jungen Menschen sagen, dass die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus sie für aktuelle Diskrimierungserfahrungen sensiblisiert hat.