SPUREN IN STEINEN

„denkmal aktiv“ im PKC: Zehntklässler (w/m/d) aus unserer Partnerschule Kirbachschule erklären, warum die ehemalige Synagoge als Denkmal auch heute noch wichtig ist.

Footprints in Stones: „denkmal aktiv“ at the PKC: tenth graders (f/m/d) from our partner school Kirbachschule explain why the former synagogue is still an important monument today. More than 50 visitors, including many parents and relatives of the participating 10th class from the Kirbachschule Hohenhaslach experienced an impressive event on Sunday, February 12, 2023 in the former synagogue in Freudental. At the beginning, each of the students reported one part of the project and their experiences. What is a memorial? Why do we still have memorials? With the help of photos, the students presented the results of the project.

In the second part, Dr Joachim Hahn explained his motivation to remember the Jewish history of our region in particular. He spoke about his personal connection to the past and the holocaust survivors who he had met.  He also praised the young people for their special commitment and the deep understanding of the Jewish history of Freudental and was very pleased to see how the traces of the past became visible.

Eine beeindruckende Veranstaltung konnten die mehr als 50 Besucherinnen und Besucher, darunter ganz viele Eltern und Angehörige der teilnehmenden 10. Klasse aus der Kirbachschule Hohenhaslach, am Sonntag, den 12. Februar 2023 in der ehemaligen Synagoge in Freudental erleben. Im ersten Teil stellten die Schülerinnen und Schüler ihre Projektergebnisse vor, im zweiten Teil erläuterte Dr. Joachim Hahn seine Motivation, insbesondere an die jüdische Geschichte unserer Region zu erinnern und im dritten Teil waren alle bei Häppchen und Saft eingeladen, sich miteinander auszutauschen.

Nach der Einführung von ihrem Klassenlehrer Jochen Seiter, der die Schritte innerhalb des von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz großzügig geförderten und intensiv begleiteten Projekts überblickte, berichteten die Jugendlichen, was sie im PKC, auf dem jüdischen Friedhof, beim Besuch des Steinbruchs Melchior und bei Kunst- und Kalligraphieprojekten mit dem Künstler Tobias Christ (der eigens noch mal aus Stuttgart angereist war) gelernt haben.

Gleich zu Beginn erläuterten Judi und Isabelle ihre hebräischen Lieblingsbuchstaben und deren tiefere, symbolische Bedeutung.

Leni und Talia stellten das Werkstattbuch der Klasse vor, das „Büchle“, in welchem bei allen elf Veranstaltungen Eintragungen, Skizzen und Notizen gemacht wurden. Außerdem berichteten sie, was sie sich vom ersten Treffen mit Dr. Hahn, welches per Zoom stattgefunden hatte, gemerkt haben. Katharina fasste hervorragend zusammen, was sich die Klasse unter einem Denkmal nun – nach dieser mehrmonatigen Beschäftigung – vorstellt und warum es wichtig ist, dass sich gerade Jugendliche heute noch mit Denkmalen auseinandersetzen. Sie erwähnte auch die SCORA-Ausstellung, welche im Herbst im PKC hing und dass sie besonders betroffen war von einem Poster, auf dem die vielen Demütigungen, welche Jüdinnen und Juden in der Nazi-Zeit erleiden mussten, aufgelistet waren. Mia, Amir und Burak nahmen die Versammelten dann mit auf einen Dorfrundgang auf den jüdischen Spuren und erläuterten die jüdische Geschichte verschiedener Bauwerke.

Leider konnten Ferhat, Ramon und Siegfried nicht teilnehmen und so übernahmen kurzfristig noch einmal Leni und Talia deren Part, nämlich die Schilderung vom Besuch beim Steinmetz. Dort hatte nämlich die Klasse in drei Kleingruppen selbst Spuren in Steinen hinterlassen. Das war eine anstrengende Handarbeit, deren Ergebnisse sich aber sehen lassen können!

Hinter dem Klassenchor, der mit den Gästen die beiden Lieder „On a wagon, bound for market“ und „Ale Brider“ gesungen hat (an der Gitarre begleitet von Schulleiter und Musiklehrer Rainer Graef), erkennt man einige der Steinmetzarbeiten auf dem umlaufenden Gesims.

Christian und Noah sprachen von der Gedenkveranstaltung am 10. November 2022, zu der die Klasse mit weiteren Gästen ins PKC gekommen war. An diesem Vormittag wurden Augenzeugenberichte vorgelesen, die an die Schändung der Synagoge am 10. November 1938 erinnerten. Es folgte ein Bericht vom Besuch des jüdischen Friedhofs, welcher ebenfalls geschändet worden ist. Das war am 2. Oktober 2007; die Neonazis, die das getan hatten, wurden allerdings nie gefasst.

Noah und Christian berichten von der Gedenkveranstaltung in der ehemaligen Synagoge.

Zum Abschluss dieser beeindruckenden Schülerpräsentationen sprachen Leni und Talia von den Kunstwerken, die bei einem besonderen Projekt mit Tobias Christ in der Kirbachschule enstanden und nun im ganzen Raum ausgestellt waren. Die parallel zu den Präsentationen gezeigten Fotos von allen Besuchen hatte unsere Freiwillige im FSJ Kultur, Ella Eichert, zusammengestellt.

Dr. Joachim Hahn lobte die Jugendlichen für ihren besonderen Einsatz und das tiefe Verständnis der jüdischen Geschichte von Freudental und freute sich sehr, dass daraus die Wertschätzung für die Spuren der Vergangenheit, eben die Spuren in Steinen, sichtbar wurde.

Er selbst hatte durch mehrere Aufenthalte im Kibbuz in Israel während seiner Schulsommerferien mit einem Auschwitz-Überlebenden zusammengearbeitet und war von dieser Begegnung und dessen Menschlichkeit tief beeindruckt.

Dr. Joachim Hahn zeigt, wo die Tätowierung der KZ-Häftlingsnummer zu finden war.

Dann kam eine andere Bekannte, die auf dem Beamerbild zu erkennen ist, Rachel Sinai, nach Deutschland zu Besuch. Joachim Hahn durfte sie bei der Reise in ihre Vergangenheit begleiten und sah zu seiner tiefsten Beschämung, dass die ehemaligen Synagogen, an die sich die Nichte des früheren Offenburger Rabbiners sehr gut erinnern konnte, in einem erbärmlichen Zustand waren. So hat er sich zur Aufgabe gemacht, diese Spuren zu erforschen und in vielen Büchern zu dokumentieren.

Es entstand eine große und gut gefüllte Homepage, die zu einer der wichtigsten Quellen zur jüdischen Geschichte im deutschsprachigen Raum wurde: die in jahrzehntelanger ehrenamtlicher Arbeit aufgebaute und betreute Homepage der Alemannia Judaica.

Viele Eltern und Besucherinnen und Besucher blieben gerne noch bei vom PKC-Team gereichten Häppchen und Saft, freuten sich über die gelungene Veranstaltung und diskutierten noch eine ganze Weile untereinander und mit den Jugendlichen. „Wir denken“, sagte eine Besucherin, „dass diese jungen Leute ganz bestimmt keine Neonazis werden!“

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