Erinnern ist Licht, Vergessen – Finsternis.
Unter diesem Motto stand der 2. Dezember 2022, den die Kirbachschüler der 10. Klasse vom Projekt „denkmal aktiv“ zusammen mit dem Künstler und Kalligraphen Tobias Christ und ihrem Klassen- und Geschichtslehrer Jochen Seiter gestaltet haben.
Auf schwarzem und weißem Papier konnten die Schüler verschiedene Ideen zum Thema Vergessen und Erinnern festhalten. Die Motive, die hierbei entstanden, hatten oft einen direkten Bezug auf die Unterdrückung der jüdischen Bevölkerung während des Nationalsozialismus. Die Vertreibung aus dem eigenen Land, aber auch die Ausgrenzung, die Zensur des eigenen Glaubens und die damit verbundenen Gefühle wurden dargestellt. Ein Kopf, schemenhaft gezeigt, mit einem roten Kreuz an der Stelle, wo das Gehirn sitzt, soll auf anschauliche Weise ausdrücken, wie damals die Freiheit der Menschen eingeschränkt wurde. Das Bild stellt jedoch auch dar, wie der Nationalsozialismus die Menschen in ihrem Denken beeinflusste. Gerade durch den schwarzen Hintergrund sticht die rote Gouache-Farbe sofort hervor und bildet einen starken Kontrast.
Verschiedene hebräische Buchstaben wurden gemalt oder direkt in das Kunstwerk integriert. Zum Beispiel kam immer wieder das Schin vor; es ist der Anfangsbuchstabe von Wörtern wie Schalom (Frieden), Scheket (Stille) und Schalwa (Seelenruhe, innere Ruhe). Auch damit setzen die jungen Menschen ein Zeichen für ein gemeinsames Miteinander und gegen Konflikt und Krieg. Ein weiteres Bild mit Strichmenschen, die sich an den Händen halten, verdeutlichte diesen Wunsch.
Da eine Gruppe von Schülern selbst aus landwirtschaftlichen Betrieben stammt, beschäftigten sich diese Jungen mit dem Stück einer Weinrebe, die einer der Schüler von daheim mitgebracht hatte. Tobias Christ erklärte, dass dieses Stück Natur bereits ein Kunstwerk für sich ist, da im Judentum der Wein für die Beziehung zwischen Gott und den Menschen steht. Wegen dieser besonderen Symbolik gelten auch ganz bestimmte Regeln bei der Herstellung von koscherem Wein, nach Tobias Christ „noch komplizierter als die normale Weinherstellung“. Ganz passend zu diesem Thema besitzt die Kirbachschule in Hohenhaslach ein eigenes kleines Stück Weinberg, in dem die Schüler landwirtschaftliches Arbeiten lernen. Deshalb hat die Schule auch ihren eigenen Schulwein, der direkt aus diesem Weinberg stammt (er wird jedoch gut und sicher im Schultresor aufbewahrt).
Zum Abschluss dieses gemeinsamen Vormittages hat Tobias die Schüler dazu ermutigt, noch weiter eigenständig in ihrem Alltag künstlerisch tätig zu bleiben, damit alle ihre künstlerischen Ergebnisse im Rahmen einer Ausstellung im PKC in Freudental gezeigt werden können. Bis dahin wünsche ich den Schülern auf gut Schwäbisch weiterhin frohes, kreatives „Werkeln“ und bedanke mich, dass ich dabei sein durfte!
Ella Eichert, Freiwillige im FSJ Kultur