Die Synagoge als kleines Heiligtum
Mitglieder und besondere Ehrengäste feierten am Sonntag, den 17. Juli 2022 den 252. Geburtstag der Synagoge Freudental bei strahlendem Sommerwetter.
Virtuos begleitet von Hironobu Fuchiwaki am Flügel, begrüßten zunächst Albrecht Dautel und anschließend Dietmar Allgaier als Vorsitzende die Festgesellschaft und stimmten ein auf den spannenden Vortrag von Sara Soussan, Kuratorin am Jüdischen Museum in Frankfurt. Diese begann mit einer in der Gematrie (Technik zur Interpretation mit Hilfe von Zahlen) verwendeten Aufschlüsselung der Geburtstagszahl von 252, welche „zweite Chance“ bedeutet und freute sich sehr darüber, dass wir nun endlich den mehrfach verschobenen Geburtstag feiern und sie nun endlich den lang angekündigten Vortrag halten konnte.
Während die Urväter Abraham, Isaak und Jakob an passenden Orten Opferaltäre errichteten und die aus Ägypten ausziehenden Israeliten unter Moses ein Stiftszelt als Heiligtum bekamen, baute Salomo etwa 950 Jahre vor unserer Zeitrechnung einen ersten Tempel. Nach dessen Zerstörung entstanden vermutlich im babylonischen Exil die ersten Synagogen als „kleine Heiligtümer“ – so erwähnt es der Prophet Ezechiel. Aber gleichzeitig waren sie für die dezentrale jüdische Existenz in der Diaspora in vielerlei Hinsicht wichtige Mehrzweckgebäude.
Der frühere britische Oberrabbiner Jonathan Sacks nannte die Synagoge die „Heimat eines heimatlosen Volkes“, also das „Israel“ in der Diaspora, ein „Land des Geistes“, in dem sich das jüdische Volk wie auf dem Berg Sinai versammeln kann. Trotz des Nationalsozialismus sind jüdische Menschen und jüdische Häuser geblieben, um zu zeugen. Der Titel „Unsere Schul wird 250!“ würdigt auch die ehemalige Synagoge Freudental als lebendigen Ort, an dem CHAI = LEBEN fassbar ist.
Hier finden Sie den Artikel aus der Luwigsburger Kreiszeitung.
Den kompletten Vortrag von Sara Soussan können Sie nachlesen:
Der Nachmittag klang bei einem Ständerling mit guten und langen Gesprächen auf dem Platz vor der Synagoge aus. Zusammen mit Architekt Dipl. Ing. Klaus Eggler konnte außerdem noch der sehr gelungene PKC-Neubau besichtigt werden.