Auftaktveranstaltung mit den Strategiepaten der Polizei

Führungskräfte des Polizeipräsidiums Ludwigsburg zu Gast in der ehemaligen Synagoge in Freudental

Eine auf den ersten Blick ungewöhnlich hohe Polizeipräsenz war am Mittwoch, den 4. Mai 2022 in Freudental zu verzeichnen, als 38 Beamtinnen und Beamte des Polizeipräsidiums Ludwigsburg bei der ehemaligen Synagoge in der Strombergstraße eintrafen. Hintergrund war jedoch glücklicherweise keine Einsatzlage, sondern eine geplante Informationsveranstaltung beim „Pädagogisch-Kulturellen Centrum Ehemalige Synagoge Freudental e.V.“ Der Bönnigheimer Bürgermeister Albrecht Dautel begrüßte in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Vereins die Delegation der Ludwigsburger Polizei.

„Die Polizei wird im täglichen Dienst mit vielfältigen gesellschaftlichen, kulturellen und auch religiösen Themen konfrontiert. Dabei geht es nicht immer nur um friedlichen Diskurs, sondern leider auch um Hass, Hetze oder sogar Gewalt“, so Polizeivizepräsident Frank Spitzmüller in seiner Rede zum Auftakt der Veranstaltung. „Der Antisemitismus stellt dabei zweifellos das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte dar. Aber auch heute müssen sich Menschen jüdischen Glaubens noch immer mit Anfeindungen oder gar gewalttätigen Übergriffen auseinandersetzen. Für uns bedeutet das: Mutiges Einschreiten gegen Vorurteile und Ausgrenzung, egal ob verbal oder tätlicher Art.“ Grund genug für die Führungskräfte des Polizeipräsidiums Ludwigsburg, sich ausführlich über jüdische Kultur, Religion und das Leben jüdischer Gemeinden zu informieren, sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart.

Vormittags besuchte die Gruppe mit dem Leiter für Pädagogik & Kultur Michael Volz den jüdischen Friedhof in Freudental, lernte mit der Freiwilligen im FSJ Kultur Jessica Kuge anhand der Fundstücke in der Genisa die jüdische Religion besser kennen und hörte von der Leiterin der Geschäftsstelle Isolde Kufner Wissenswertes über den Verein PKC sowie das Gästehaus und den Neubau. Mit den Fotos aus dem LAST SUMMER erfuhren die Polizistinnen und Polizisten mehr über die jüdische Gemeinde und deren Verfolgung in der Nazizeit, denn nach dem Mittagessen ging es um die jüdische Gegenwart.

Hierzu war Polizeirabbiner Schneur Trebnik aus Ulm nach Freudental gereist, um sich mit den Führungskräften auszutauschen. Durch solche Begegnungen wolle Trebnik Berührungsängste im Umgang mit jüdischen Personen abbauen. „Wir Juden haben vielleicht eine andere Kultur und Religion, sind aber trotzdem ganz normale Menschen“, so Schneur Trebnik im Rahmen seines Vortrags. Anfeindungen habe er selbst bereits erlebt, aber er habe trotzdem keine Angst und fühle sich persönlich in Deutschland sicher. Abschließend fasste er zusammen: „Angehörige jüdischer Gemeinden wirken vielleicht ein bisschen komisch und anders, als man es hier kennt. Aber Sie werden sehen: Wir können trotzdem miteinander kommunizieren und in Frieden in unserem Rechtsstaat zusammenleben“.

Der Besuch war der Auftakt für das Polizeipräsidium Ludwigsburg als teilnehmende Dienststelle im landesweiten Pilotprojekt „Strategiepatenschaft für Demokratie und Toleranz“, das durch das Kompetenzzentrum gegen Extremismus in Baden-Württemberg (konex) initiiert wurde. Ziel des Projekts ist es, das freiheitlich-demokratische Selbstverständnis innerhalb der Polizei durch Vorträge, Workshops, Exkursionen oder Fachtage auf regionaler Ebene weiter zu fördern. Neben Ludwigsburg beteiligen sich auch die Polizeipräsidien Heilbronn, Karlsruhe, Mannheim und Stuttgart an dem Projekt.

Einen Teil dieses Artikels finden Sie auch im Presseportal des Polizeipräsidiums Ludwigsburg.