Fangt an, neue Geschichten zu erzählen!

WIE WIR DIE WELT SEHEN. Eine fulminante Lesung mit der Autorin Ronja von Wurmb-Seibel und vielen interessanten Rückfragen von einem zahlreich erschienen Publikum.

LET’S START TELLING NEW STORIES! HOW WE SEE THE WORLD. A BRILLIANT READING WITH RONJA VON WURMB-SEIBEL: News are like “bug reports”. It is important to make things better, but bad news can leave us helpless and lead to depression. As with a viral infection, you have the feeling that you have no influence. Becoming afraid, you consume more news, and that leads to even more fear. In the end, it can make us sick – mentally and physically. Ronja von Wurmb-Seibel proposes to consume news in a different and more targeted way instead of letting it “come to us”. It is important to always seek possible solutions to a problem. Let’s start telling new stories!

Nachrichten sind wie „Fehlerberichte“. Sie sind wichtig, um etwas zu verbessern, aber schlechte Nachrichten können uns hilflos zurücklassen und durch eine „erlernte Hilflosigkeit“ zu Depressionen führen. Wie bei einer Virusinfektion hat man dann das Gefühl, keinen Einfluss mehr zu haben und bekommt Angst. Aus Angst konsumiert man mehr Nachrichten und das führt zu noch mehr Angst. Letztendlich kann uns dies seelisch und körperlich krank machen.

Ronja von Wurmb-Seibel schlägt vor, Nachrichten anders und gezielter zu konsumieren anstatt sie „zu uns“ kommen zu lassen. Wir sollten außerdem Wert darauf legen, zu einem Problem auch gleich mögliche Lösungen mitzudenken. Und anzufangen, einander neue Geschichten zu erzählen.

In der aktuellen Situation mit dem Krieg in der Ukraine ist gute Kriegsberichterstattung extrem wichtig, allerdings möglichst „ohne Adrenalin“. Die Autorin weiß, wovon sie spricht, hat sie doch selbst aus dem Krieg in Afghanistan berichtet. Sie stellte sich gegen die Kritik aus dem Publikum, hier die Wirklichkeit durch eine rosarote Brille zu betrachten (die Farbe ihres Buchdeckels sei in diesem Zusammenhang Zufall!). Uns fehlen oftmals Antworten auf die Frage, was wir besser machen können und in diesem Beispiel, wie z.B. früher Kriege ohne Gewalt beendet wurden. Um hier einen Beitrag zur Verbesserung zu leisten, gibt sie Seminare für Journalistinnen und Journalisten.

Denn durch drastische und krasse Texte werden Menschen nicht noch mehr aufgerüttelt, sondern hilflos gemacht. Bis zur Niedergeschlagenheit und Depression ist es dann nicht mehr weit. Wenn wir jedoch bewusst nach Positivem suchen, können wir unser Gehirn dahin entwickeln und ins Handeln kommen. Gerade der aktuelle Krieg könnte uns doch dazu bringen, auch die Freundinnen oder Nachbarn zu fragen: Wie gehst Du mit der Situation um? Was macht Dir Angst, was macht Dir Mut? Es entsteht nicht nur eine neue Ehrlichkeit, sondern auch ein freierer, ein befreiender Blick auf die Situation und die eigenen Handlungsmöglichkeiten.

Etliche Zuhörerinnen und Zuhörer ließen sich anschließend trotz vorgerückter Stunde ein frisch erworbenes Buch signieren. Und im Gästebuch kann man einen kleinen schwarzen Punkt auf einem großen weißen Blatt sehen – die Erinnerung an das viele Gute, was man oft neben dem wenigen Schlechten gar nicht (mehr) wahrnimmt…

Warum Verzweiflung, zum Beispiel über den Beginn eines Krieges, unrealistisch ist, schreibt die Autorin in einem kurzen Text vom 24. Februar 2022. Ronja von Wurmb-Seibel ist auch in einem aktuellen Interview im Sender Deutschlandfunk Nova zu hören.