Gedenken an die Schändung der Freudentaler Synagoge vor 83 Jahren

Schülerinnen und Schüler der 11/4 von der Robert-Franck-Schule Ludwigsburg (RFS) planten eigenständig die Gedenkveranstaltung in der ehemaligen Synagoge.

Auf beeindruckende Weise haben die Jugendlichen am 10. November 2021 um 14.30 Uhr – also genau zu dem Zeitpunkt, an dem die Schändung der Freudentaler Synagoge vor 83 Jahren laut Augenzeugenberichten begonnen hatte – das Gedenken im PKC gestaltet. In sechs Gruppen hatten sie sich inhaltlich auf diesen Tag vorbereitet und sowohl bei zwei Treffen im PKC als auch im Unterricht mit ihrem Geschichtslehrer Boris Plehn Informationen gesammelt.

COMMEMORATION WITH THE ROBERT-FRANCK-SCHOOL: On 10th November 2021 at 2:30 p.m., exactly at the time when the desecration of the Freudental Synagogue had begun 83 years ago, the young people presented the commemoration in the PKC in an impressive manner. In six groups, they had prepared the day and had gathered information at two meetings in the PKC and in class with their history teacher Boris Plehn.

Nach der einleitenden Vergewisserung, warum wir solche Veranstaltungen heute überhaupt noch brauchen folgte der Rückblick auf 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland. Hier stellte sich die Klasse der RFS auch in den Gesamtzusammenhang des Schulprojekts „1700 Jahre Jüdisches Leben in 1700 Minuten“ (alle Klassen der Beruflichen Schule hatten jeweils zwei Schulstunden lang dieses Thema projektartig behandelt).

Die jungen Leute thematisierten aber auch das Leben Gleichaltriger, die als Juden in der Nazizeit Verfolgung und Unterdrückung erfahren haben – und dies insbesondere mit den berührenden Fotos der Ausstellung DER LETZTE SOMMER. Dann wurde die Schändung der Synagoge durch SA aus Ludwigsburg unter der Zeugenschaft der Freudentaler Bevölkerung dargestellt.

Die Juden mussten nach der Zerstörung der Inneneinrichtung und der Fenster ihres Gebetshauses um die zerschlagenen Holzbänke, um Gebetbücher und Tora-Rollen herumknien, die auf dem Sportplatz zu einem Scheiterhaufen aufgeschichtet und angezündet worden waren. Noch dazu waren sie gezwungen, zu singen: „Hinaus in die Ferne“ – dieses fröhliche und beschwingte Lied bekam beim Anhören während der Gedenkstunde einen sehr bitteren Beigeschmack.

Zum Schluss waren alle Anwesenden zu einem kleinen Ständerling und Nachgesprächen auf dem Platz vor der Synagoge eingeladen. Hier wurden die Ernsthaftigkeit und die tiefe Durchdringung der Vergangenheit, die spürbar gewesen waren, gelobt.

Aus der Nachbesprechung mit 11/4 hat uns Geschichtslehrer Boris Plehn folgende Rückmeldung gegeben: „Die Rückmeldung der Klasse zum Gesamteindruck war deutlich positiv. Gelobt wurde ganz generell die Möglichkeit des Lernens vor Ort, durch den die Schüler laut ihrer Aussage mehr als durch Schulbücher gelernt haben. Der Friedhofsbesuch wurde von allen geschätzt. Ein Schüler fand, dass durch die Gedenkveranstaltung das Selbsbewusstsein gestärkt wurde.“

Die Planung „wurde z.T. jedoch als etwas langatmig empfunden. Hier war der Wunsch, weniger Zeit für die Organisation der Veranstaltung und mehr Zeit für die inhaltliche Auseinandersetzung zu haben. Als Klassenkritik hat mich die Klasse darüber hinaus gebeten, Folgendes weiterzuleiten: Sie fand die [konkrete] Vorbereitung [am Vormittag] vor der Veranstaltung etwas streng [und damit anstrengend], auch wenn sie bemerkt hat, dass die Qualität der daraus resultierenden Auftritte stieg. Auch das Jonglieren in den Pausen hat der Klasse Spaß gemacht.“

Wir danken der Klasse 11/4 der RFS noch einmal herzlich für ihre Auseinandersetzung mit der Geschichte und ihren wichtigen Beitrag zum Gedenken!