Geschichte der jüdischen Gemeinde

In Freudental wurden Anfang des 18. Jahrhunderts Juden aufgenommen. 1723 erlaubte Freiherr Zobel von Giebelstadt die Niederlassung von sechs jüdischen Familien aus Flehingen. Die Ortsherrschaft war auf der Suche nach Mietern für ihr heruntergekommenes altes Schloss gewesen, wofür Juden als einträgliche Einnahmequelle gerade recht erschienen. Weitere jüdische Familien wurden von der Reichsgräfin Wilhelmine von Würben, geborene Gräfin von Graevenitz, 1731 aufgenommen, so dass damals insgesamt 24 jüdische Familien am Ort wohnten.

HISTORY OF THE JEWISH COMMUNITY: In the early 18th century Jews were admitted to Freudental. In 1723 Baron Zobel von Giebelstadt allowed six Jewish families from Flehingen to settle here. The community developed into a centre of Jewish religious life in our region and became the seat of a rabbinate until 1887. Freudental received its importance from the well-known rabbi Nathan Elsäßer and the “miracle rabbi” Schnaittacher. The highest number of Jewish residents was reached in 1862 with 377 persons, almost half of the local population. The emancipation in the 19th century led to a strong emigration to America, but also to the nearby cities of Ludwigsburg, Stuttgart and Heilbronn. In 1933, there were still 50 Jewish citizens living in the community of Freudental. At least 19 of them were killed by deportation to extermination camps.

Das liberale und tolerante Edikt „der Graevenitz“ eröffnete eine gute Zukunft. Die Gemeinde entwickelte sich zu einem Mittelpunkt jüdisch-religiösen Lebens im württembergischen Unterland und wurde Sitz eines Rabbinats bis 1887. Seine Bedeutung erhielt Freudental durch die weithin bekannten Rabbiner Nathan Elsäßer und den ,,Wunderrabbi“ Schnaittacher.

Die höchste Zahl jüdischer Bewohner wurde im Jahr 1862 mit 377 Personen erreicht, nahezu die Hälfte der Ortsbewohner. Als Händler nahmen sie wie in allen Landgemeinden eine wichtige Stellung im dörflichen Leben ein. Obwohl ihre Existenz durch Konkurrenzneid, Abgabenlast und religiöse Intoleranz gefährdet war, konnte sich eine vielfältige jüdische Kultur entwickeln.

Durch die schrittweise einsetzende Emanzipation im 19. Jahrhundert setzte eine starke Abwanderung nach Amerika, aber auch in die nahe gelegenen Städte Ludwigsburg, Stuttgart und Heilbronn ein. 1933 wohnten noch 50 jüdische Bürger in der Gemeinde Freudental. Von ihnen kamen mindestens 19 Personen durch Deportation in Vernichtungslager ums Leben. Mit klarem Blick warnte Simon Meisner, der letzte jüdische Lehrer in Freudental, seine Gemeinde vor der Verfolgung durch die Nationalsozialisten und ermöglichte vielen dadurch die Flucht ins Ausland.