
Glücklich kehrte eine kleine, aber feine Exkursionsgruppe am Sonntagabend, den 19. Oktober 2025 aus Schwäbisch Hall zurück. Hinter ihnen lag ein voller Tag in der Salzsiederstadt am Kocher – den einige Tapfere sogar noch mit einem Besuch der Stadtkirche St. Michael bzw. mit einem Museumsbesuch bei den Alten Meistern in der Johanniterkirche gekrönt hatten.
Vormittags wurde das Hällisch-Fränkische Museum besucht, um mit der Lage der kleinen Stadt im steilen Kochertal und mit der im Haalbrunnen anstehenden Sole vertraut zu werden. Eingehend gewürdigt wurden die fast 300 Jahre alten Malereien, die der Künstler Elieser Sußmann in Unterlimpurg auf den hölzernen Wänden einer kleinen Haussynagoge in der Nähe der Reichsstadt angebracht hatte. Der erstaunliche Farben- und Formenreichtum der Synagogenvertäfelungen sowie die vielen auf den Wänden angebrachten Gebete in hebräischer Sprache faszinierten die Betrachterinnen und Betrachter.

Synagogenvertäfelungen
Zum Mittagessen ging es über den Kocher in den Traditionsgasthof Zum Löwen, wo leckeres Essen und erfrischende Getränke die Grundlage für die nachmittägliche Stadtführung legten. Stadtführerin Amthor erläuterte uns kenntnisreich den Marktplatz, das ursprüngliche jüdische Viertel (erste Erwähnungen jüdischen Lebens in Hall stammen aus dem Jahr 1241) sowie Wohn- und Wirtshäuser auf der unteren und oberen Herrengasse, bis die Gruppe wieder an der Michaelskirche stand. Auf dem Weg wurden viele Geschichten über Jüdinnen und Juden erzählt, die die Stadtgeschichte geprägt haben – sei es als Ärzte oder Händler, als Kaufleute oder Schankwirte.

St. Michael in SHA
Die Nazis haben in Hall nach 1933 sehr rasch begonnen, die Juden aus dem öffentlichen Leben heraus zu drängen, viele haben sich dem durch Auswanderung entzogen und die zum Schluss verbliebenen, eher älteren jüdischen Nachbarinnen und Nachbarn wurden deportiert und umgebracht. Zum Schluss wurde auch einer der Täter vorgestellt, der in der SS gedient und Erschießungen in heutigen Ukraine befehligt hatte. Er konnte nach dem Krieg relativ unbehelligt wieder in Hall leben und eine kleine Spirituosenhandlung führen… Beeindruckend, wie viel Geschichte und Geschichten sich hinter der Postkartenidylle dieser viel besuchten Stadt entdecken ließen!
Der Exkursionstag begann und endete mit erstaunlich komplikationsfreien Zugfahrten von Bietigheim nach Hall und zurück, bei denen sich die Teilnehmenden angeregt in wechselnden Kleingruppen unterhielten.

Bahnfahrt

